MineurWir Christen lügen die Leute nicht ins Gesicht, das nehmen wir uns zumindest vor. Wir leugnen nicht irgendetwas, aber wir wären gerne besser, als wir in Wirklichkeit sind. Hand aufs Herz, wir machen uns was vor. Und wenn ich mal einen Moment in mich gehe, und einen Blick in die altgediente Mitarbeiterrunde werfe dann fallen mir gleich ein paar Dinge ein:

  • Ich hätte gerne den totalen Connect zu den Kids behalten und alle die mich kennen wissen, dass das lange vorüber ist. Inzwischen haben die jungen Mitarbeiter den Draht zu den Kids, für die ich schlicht und ergreifend ein alter Sack bin. Verheiratet mit zwei Zwergen. Ich bin Lichtjahre für sie entfernt!
  • Jörg G. wäre gerne bis in Ewigkeit 18 Jahre alt, und doch hat sich die magische 30 unaufhaltsam genähert und ihn im Sturm überrannt.
  • Ich hätte gerne die perfekte Beziehung zu Jesus und wäre gerne ein Vorbild im Glauben gewesen. In Wirklichkeit stolpere ich so oft über meine eigene Unfähigkeit. Ich stehe mir selber im Weg. Diejenigen die mich lange kennen habe ich sicherlich schon sehr enttäuscht. Ich kann fürchterlich lieblos sein.
  • Ich hätte gerne mein ganzes Leben der Jugendarbeit geopfert und dann ruft Deborah in meiner Firma an und erzählt mir am Telefon begeistert: “Papa, ich muss Dir mal was ganz tolles erzählen, wenn du uns wieder besuchen kommst!” Das hat gesessen! Und da ging mir auf: Meine eigene Familie fordert in Wirklichkeit und mit Recht auch ihren Tribut. Die Zeiten sind vorbei, wo ich jeden Abend in der Woche im Jugendwerk rumgewurstelt habe! Ich trage jetzt eine Verantwortung für eine 4-köpfige Familie!

Wir lügen die Leute nicht an, wir erzählen keine Geschichten, aber wir machen uns selber etwas vor. Wir machen uns frommer als wir sind. Wir denken wir sollten bessere Menschen sein und spielen es einander vor!

Nehmt mal ein schlechtes Beispiel: Ralpf.

Ich erzähle seit 15 Jahren immer dasselbe: Wir können ein echt geiles Leben mit Jesus haben. Jesus möchte uns überhäufen mit einem erfüllten, authentischen Leben, dass einem aus den Ohren quillt. Jesus ist für uns am Kreuz gestorben, damit wir frei sind und ist vom Tod auferstanden. Wir brauchen keine Angst mehr zu haben, denn Jesus liebt uns über alles. Das ist die beste und wichtigste Botschaft, die es weit und breit zu erzählen gibt!

Und dann kommt das Dramatische: Alle schließen automatisch darauf, das bei Ralpf jeden Tag die Glocken läuten, er jeden Tag stoned von Jesus durch die Gegend zieht, und dass er einen geistlichen Flash nach dem anderen hat

Und mit der tollen Erfahrung :”Wenn das stimmt, dann muss Jesus wirklich toll sein!” mischt sich gleich das schlechte Gewissen, “Bei mir selbst ist das aber nicht so!”

Dann bleiben Euch eigentlich nur noch drei Möglichkeiten

  1. Ihr rennt Hals über Kopf davon
  2. Euer Glaube wird ein Krampf und ihr seid ewig frustriert oder..
  3. das Bild vom Ralpf bröselt und ihr stellt fest, dass er im Grunde eben auch nur ein Arschloch ist! Dann seid ihr über einen Christen mehr enttäuscht!

Keiner hat was davon, wenn wir uns etwas vormachen, wir machen uns das Leben nur selber schwer!

Wenn Jesus wirklich hier unter uns wohnt, dann sollte das Jugendwerk, bzw die Gemeinde ein Ort sein, an dem ich kommen kann und sagen: ”Zuhause habe ich gerade meine Eltern angeschrieen!”, wo ein Pfarrer sagen kann: “Tut mir leid, ich kann heute nicht predigen, ich haben mich gerade fürchterlich mit meiner Frau gestritten!”.

Und wir dürfen uns dann nicht abwenden, sondern die Leute hören einem zu und sagen: ”Ich verstehe Dich!”

Was ist denn einladender für Menschen, wenn ihr immer den Strahlemann macht, oder wenn ihr sagen könnt, ich habe das gleiche Problem, laß uns nach einer Lösung suchen!

Aufrichtigkeit ist der Schmuck der Kirche!

Aufrichtigkeit heißt nicht : ” Dein neuer Haarschnitt sieht scheiße aus! Er betont deinen Zinken zu sehr!”

Aufrichtigkeit heißt nicht , bedenkenlos alles auszukotzen, was einem in die Quere kommt.

Aufrichtigkeit heißt Fehler zuzugeben und dann zusammen daran arbeiten!

Durchbruch zur Freude!

Wenn Jesus sagt, dass jeder sein Kreuz auf sich nehmen soll, dann ist das ernst gemeint, und so ein Kreuz ist kein Spaß. Da hat man im Moment keine Freude! Christsein ist wie wenn man eine langen Tunnel bohrt. Die Jungs die mit dem Bohrmeißel ganz vorne stehen, die heißen “MINEURE” Und wir sind Mineure zu einem freudigen Leben mit Jesus.

Dicke Brocken versperren uns den Weg, man kommt nichtMineur weiter.

Jugendwerk, Arbeitsplatz, Family, im persönlichen Glauben. Mal habt ihr einen tonnenschweren Erzbrocken vor euch, mal geht es durch butterweiche Sandsteinschicht. Mal kommt ein Mineur 3m am Tag voran, ein andermal nur wenige Zentimeter!

Redet miteinander, vielleicht weiß der andere, welchen Bohrkopf man am besten einsetzt

  • “Damals habe ich gebetet.”
  • Ich habe mit einem Freund darüber geredet!”
  • “Ich habe mir vorgenommen einen Abend in der Woche Jesus zu schenken!

Das sind Bohrköpfe mit Diamantmeißel!

Machen wir uns das Leben doch nicht selber schwer und sagen wir, wo wir feststecken! Christsein ist kein strahlendes, honigsüsses Leben, das mich wie ein Berg Zuckerwatte einlullt.

Christsein ist Real Life, und wir sind ein Team von Bergleuten und Sprengmeistern, die sich Stück für Stück durcharbeiten. Wir sind Mineure zur Freude

 

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