"Du musst ein Schwein sein in dieser Welt, gemein sein,.." Nun ja, die Prinzen haben wohl gar nicht so sehr unrecht. Wenn
man auf dieser Welt gewinnen möchte, dann muss man hart sein, über Leichen gehen können, dann muss man eben
persönliche Abstriche machen, dann muss man eben ein Schwein sein. dass der Charakter da ein paar Einbußen hinnehmen
muss ist hinlänglich bekannt, und wenn ich mir da diverse Großindustrielle, Waffenschieber, Selbständige und
Karrieregeile anschaue, dann scheint es doch so, als ob man nicht schlecht lebt, mit einem gesunden (?) Egoismus und
reduziertem Gewissen! Immerhin habe ich schon zu Schulzeiten einen Mitschüler sagen hören, dass er sich nun von seiner
Freundin getrennt hätte, weil sie nicht in seine weiteren Pläne gepaßt hatte und er war später tatsächlich Broker an der Wallstreet!
Wenn man sich das durch den Kopf gehen lässt, dann wird die Jahreslosung von 1997 zur Binsenweisheit. Und neu ist die
Erkenntnis, dass die Gier nach Reichtum den Menschen verdirbt auch nicht. Darüber gibt es sogar schöne Märchen, wie die folgende Erzählung von Wilhelm Hauff
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Wilhelm Hauff Das kalte Herz
Ein junger Mann, namens Peter, spielt die Hauptrolle in der
Erzählung. Der Köhler-Peter wird er genannt, denn er ist ein armer Köhler im Schwarzwald. Und dieser Peter hat einen großen Wunsch: Er möchte reich werden. Er
möchte endlich Geld haben. Er ist besessen von diesem Gedanken: Nicht schaffen müssen und schuften von früh bis spät und dann doch nichts haben. Er möchte das
Leben genießen können, er möchte ein Pferd haben und einen Wagen, er möchte angesehen sein, wie so ein paar andere auch. Der dicke Ezechiel, der Amtmann, der
Oberförster, solche Leute waren es, die Peter beneidete.
Peter merkte bald, dass er es nicht schaffen würde. Er machte
Schulden, er lebte auf großem Fuß, aber das Elend, die Armut wurde nur immer größer. Schließlich begegnet Peter dem Holländer-Michel. Und dieser belehrt ihn:
Schuld an deiner Armut ist dein Herz. Dein Herz ist mitleidig. Hunderte von Gulden hast du schon verschenkt mit deinem guten Herzen. Dein Herz tut weh, wenn
man dich einen Schurken nennt. Dein Herz tut weh, wenn du unrecht tust. Dein Herz ist an allem Schuld. Aber was soll ich denn tun, fragt Peter in seiner Gier.
Und der Holländer-Michel antwortet: Gib mir Dein Herz. Du bekommst ein Herz aus Stein dafür. Das kommt dir nicht mehr in die Quere. Und der Holländer-Michel
zeigt dem entsetzten Peter seine Geheimkammer: Das sind sie aufgereiht, die Herzen. Das Herz vom dicken Ezechiel, und vom Amtmann und vom Oberförster und wie
sie alle heißen. 100000 Gulden gebe ich dir als Anzahlung, verspricht der Holländer-Michel. Und Peter willigt ein. Und er bekommt, was sein Herz begehrt. Er
wird reich, reich und skrupellos. Niemals verschenkt er mehr an Arme. Niemals mehr ist er barmherzig. Niemals mehr verzichtet er auf einen Vorteil. Was machts
aus, wenn man ihn einen Geizkragen nennt. Es tut ja nicht weh. Nichts mehr tut weh. Kein Leid rührt ihn, kein Schmerz. Nichts mehr geht ihm zu Herzen. Und so
liegt ihm die ganze Welt zu Füßen Und auch die Leute, die ihn verachten, öffnen ihm freundlich die Tür. Und er war ein angesehener Mann. Nichts mehr tat seinem
Herzen weh. Aber es gab auch nichts mehr, das ihn freute. Er bereiste ganz Europa. Aber es ließ ihn kalt. Er sah großartige Dinge, aber es berührte ihn nicht.
Er war nicht mehr traurig, aber er war auch nicht froh. Und so geht er zum Holländer-Michel und sagt: Gib mir mein altes Herz wieder. Aber der Michel schüttelt
nur mit dem Kopf: Erst wenn du tot bist, sagt er. Und so wird Peter immer reicher, und immer schlimmer wird es mit ihm. Das schönste Mädchen des Schwarzwaldes
heiratet er, aber im Zorn schlägt er sie tot. Und seine eigene Mutter behandelt er unbarmherzig und kalt und rücksichtslos. Er merkt dann wohl dass es so nicht
weitergehen kann. Es graust ihm vor seinem eigenen kalten Herzen aus Stein. Aber wenn er zu Michel kommt, lacht der ihn bloß aus. Reich und ruhelos ist dieser
Köhler-Peter. Er hat die ganze Welt gewonnen, und doch sich selbst verloren.
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Diese Geschichte ist zwar schon sehr alt. Aber dieser Peter ist doch ein moderner Mensch, nicht in
seiner Einfachheit, mit der er in der Erzählung beschrieben ist, aber er ist ein moderner Mensch mit einem gesunden Lebenshunger. In jedem von uns steckt dieser Wunsch: Die ganze Welt gewinnen,
oder wenigstens ein Teil davon, oder wenigstens dies oder jenes. Aber gewinnen, gewinnen, das
möchten wir alle. dass dieses Gewinnen mitunter seinen Preis hat, musste er sehr bitter erfahren. Aber um das zu erfahren
muss ich nicht Bibellesen, da schaue ich mir einfach die Menschen an. So einfach sollten wir die Jahreslosung 1997 nicht
abhaken, zumindest sollten wir einmal den Kontext gelesen haben, denn im Zusammenhang wird das ganze viel konkreter und auch fürchterlich unangenehm für uns!
Lukas 9 23 Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein
Kreuz auf täglich und folge mir nach. 24 Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es retten.
25 Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, sich selbst aber verlöre oder einbüßte? 26 Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt,
dessen wird der Sohn des Menschen sich schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel.
Der Messias-Schock Wenn wir nun nicht nur den Abschnitt lesen, in
dem diese Jesus-Worte stehen, sondern auch den vorigen Abschnitt anschauen, dann wird das ganze noch interessanter.
Lukas 9 20 Er sprach aber zu ihnen: Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin? Petrus aber antwortete und sprach: Der
Christus Gottes. 21 Er aber redete ihnen ernstlich zu und gebot ihnen, dies niemand zu sagen, 22 und sprach: Der
Sohn des Menschen muss vieles leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet und am dritten Tag auferweckt werden.
Die Jünger hatten gerade die ultimative Erfahrung mit Jesus gemacht. Sicherlich, sie
wußten schon, dass er ein Auserwählter Gottes war, vielleicht ein Prophet, wie Elia einer war, einer von den ganz großen Gottesmännern. Tief im Inneren hatten sie gehofft und
gewünscht, dass er aber viel mehr wäre, dass er derjenige ist, auf den Israel seit Generationen wartet, der Messias, der Christus.
Wow, gerade eben hat Petrus es offen ausgesprochen und Jesus hat es vor den Jungs
bestätigt. Jetzt war die Katze aus dem Sack. Das heißt, sie würden es mit eigenen Augen sehen, wie ein Gottesreich errichtet wird, wie die Römer achtkantig aus dem gelobten
Land fliegen, wie die Tyrannei ein Ende hat, wie Jesus zum König ausgerufen wird ..... Doch dann .... Schock!
Was sagt Jesus da: Niemand wird ihn anerkennen, er wird verworfen werden?
Er wird nicht auf den Thron gehen, sondern leiden? Er wird nicht gekrönt, sondern gekreuzigt?
Es kommt noch schlimmer ... Und mitten in diesen
Schock hinein spricht Jesus die Worte um die Jahreslosung 1997. "Liebe Jünger
, ihr denkt, es trifft Euch hart, wenn gerade eben eure Pläne in Staub zerfallen sind, wenn Eure Vorstellungen sich in Nichts auflösen! Glaubt mir es kommt noch
schlimmer! Ihr werdet mitgehen, ihr werdet leiden! Wenn ihr mir nachfolgen wollt, dann kommt ihr nicht darum herum! Verleugnet Euch selbst und nehmt Euer Kreuz täglich auf Euch und folgt mir nach!" Die nachfolgenden Verse 24, 25 und 26 sind Begründungen, warum dass so sein muss, denn jeder Vers beginnt mit einem "Denn ..."
Jesus sagt zu seinen Jüngern, dass sie alles verlieren können oder alles gewinnen können! Wenn wir versuchen die Welt zu gewinnen, werden
wir alles verlieren. Wenn wir versuchen unser Leben zu retten, werden wir alles verlieren. Wir werden nicht nur unsere
Familie verlieren, das Herz unserer Kinder, unsere Freunde oder die Zuneigung unserer Mitmenschen, wenn wir die Welt gewinnen wollen sondern wir werden uns selbst (Matthäus schreibt: unsere Seele) verlieren.
U not Me Der Weg, den Jesus uns aufzeigt ist der Weg, den er selber vorausgehen
wird! Der Weg hinunter nach Jerusalem ans Kreuz! Und was Jesus uns anbietet ist durch zwei Jahrtausende völlig unpopulär geblieben: Selbstverleugung und Leiden! Heute spricht man viel von
Selbstfindung, Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung, Selbständigkeit und immer kreise ich damit um mich selbst, meine
Wünsche, meine Ziele und meine Vorstellungen. Jesus spricht von Selbstverleugung, denn er möchte der Weg sein, den wir
gehen. Er möchte das Ziel sein, das wir erreichen sollen. Wenn Er an erster Stelle in unserem Leben steht, dann stehen wir
bestenfalls an Zweiter! Wir rücken nach hinten! Wir verleugnen uns selbst! Nicht mehr ICH zähle, sondern DU, Jesus! U
not Me! Doch welchen Weg geht uns Jesus vor? Es ist der Weg des Dienens, den Weg der Erniedrigung, den Weg nach unten! Gott wird Mensch, wird Diener aller und stirbt den Tod der Verfluchten am Kreuz.
Unser Weg geht in die andere Richtung, schließlich wollen wir einmal etwas erreichen im Leben. Wir wollen es einmal
besser haben. Kaum haben wir die Schulbank verlassen, wollen wir das bestmögliche erreichen. Mit Ausbildung, Karriere
uns einen Wohlstand schaffen. Das kann eine eigene Wohnung sein, ein Motorrad, ein Computer, der Traumurlaub oder
das ausgefallene Hobby. Jesus spricht davon, das wir alles verlieren werden, wenn wir versuchen unser Leben zu retten. Wenn man Vers 24 in seiner Aussage reduziert, und anstatt "Leben" nur "Lebensstandard" einsetzt klingt es irgendwie
konkreter und noch abschreckender: Denn wer seinen Lebensstandard retten will, wird sein Leben verlieren; wer aber seinen Lebensstandard verliert um meinetwillen, der wird sein Leben retten. An solchen Aussagen kommen wir nicht vorbei
, wenn wir Jesus ernst nehmen. Aber Jesus nachzufolgen heißt ja nicht nur Entbehrungen auf sich zu nehmen, sondern er
verspricht auf der anderen Seite auch eine überquellendes Leben, dass aus allen Nähten platzt. Beides ist wahr und biblisch nicht zu trennen:
1. Ein geiles Leben, das alles hergibt, was man tief in seinem Inneren braucht,
schenkt einzig und allein Jesus.
2. Um dieses Leben zu bekommen muss ich in seine harte Nachfolge treten, und das
kostet mich viel. Der Weg scheint so, als würde ich alles verlieren, aber ich werde am Ende alles gewinnen.
Wenn ich das kapiert habe, dann wird es aber erst richtig schwierig. Wie kann ich das tun, mein Kreuz auf mich nehmen
und ihm nachfolgen? Jesus spricht hier davon, es täglich zu tun (V.23). Zum einen heißt das, dass ich es nie erreichen
werde. Ich muss keinen besonderen Heiligungslevel erreichen, ab dem ich dann endgültig das Kreuz trage. Es gibt keine
verschiedenen Clean-Stufen wie bei den Scientologen. Es ist etwas, dass ich jeden Tag aufs neue tun muss! Täglich eben!
Der Trost ist allerdings, dass ich dann auch jeden Tag neu anfangen kann. Ich fliege bei Jesus nicht aus dem Rennen! Und
er hat immer versprochen, dass es sich für uns lohnen wird, schon zu Lebzeiten. Billy Graham erzählt in seinen Predigten einmal folgende Geschichte:
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Der Jongleur (kein Ahnung ob die Geschichte wahr ist. Wenn nicht, dann ist sie gut erlogen ...)
Es gab einmal einen italienischen Jongleurs, der in Amerika zu Geld und Ruhm
gekommen war. Als er alt wird, will er mit allem was er besitzt zurück in seine Heimat Italien. Er verkauft alles was er hat und kauft dafür einen
Diamanten. Auf der Schiffsreise nach Italien sieht er einen kleinen Jungen mit Orangen an Deck jonglieren. Bald führt er selber seine Kunststückchen vor,
umringt von den applaudierenden Passagieren. Dann rennt er in seine Kabine um den Diamanten zu holen. Er wirft ihn vor dem entsetzten Publikum in die Luft
um zu zeigen, wie sicher er in seiner Kunst ist. Am Ende will er den Diamanten so hoch werfen, dass man ihn nicht mehr sehen kann. Er wirft ihn hoch, er
blinkt in der Sonne, er streckt seine sichere Hand zum Fangen aus, das Schiff macht eine Schlingerbewegung und der Diamant rollt über Bord.
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Wir lachen über so einen leichtsinnigen Mann, der alles was er besitzt aufs Spiel setzt, ja das wertvollste was er hat.
Jesus sagt hier das gleiche über uns: Wenn wir so leben, dass wir immer mehr erreichen wollen im Leben, oder auch nur unseren Lebensstandard halten wollen, dann werden wir das wertvollste verliere
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- Jesus nachfolgen.
- Ihn auf den Thron meines Lebens setzen.
- Mich selbst verleugnen.
- Täglich das Kreuz auf den Buckel schnallen.
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n was wir besitzen, unsere Seele, uns selbst! Wir sind diejenigen die leichtsinnig mit allem was wir haben jonglieren. Aber er
zeigt uns auch einen guten Weg wie wir das Leben gewinnen können. Wäre das nicht ein tolles Motto, nicht nur für das Jahr 1997: |