16.12.1994 Es war ein unvergesslicher Tag. Es war einer dieser Tage, die ich in meinem Leben nie vergessen werde. An diesem Tag, der für mich bereits kurz nach Mitternacht begonnen hat, habe ich miterlebt wie ein kleiner Mensch das Licht der Welt erblickt. Nach langen Stunden habe ich ein blutiges, kleines, gesundes Bündel auf den Armen gehalten: Meine Tochter Deborah! Von dieser Stunde an änderte sich mein Leben total. Sorge und Freude bekommt eine neue Dimension, aber auch Liebe. Und natürlich habe ich Gott für dieses Geschenk gedankt und IHM Deborah anbefohlen. Unvorstellbar, dass ER dieses Kind noch mehr lieben kann als ich. Aber was ist das Beste für Deborah, wünscht sich Gott für ihr Leben.

Eine Entscheidung muss her Mit der Aufregung der ersten Tage musste Sippe-W aber auch eine Entscheidung fällen, ob Deborah nun getauft werden soll oder nicht. Vielleicht wundern sich jetzt einige, genauso wie sich die Großeltern gewundert haben, aber für uns war es nicht selbstverständlich, unser Kind als Säugling taufen zu lassen. Bloß weil die Kirche sagt, das sei der richtige Weg, und weil alle es so machen, genügte uns als Argument nicht. Wir wollten wissen: Was ist Gottes Wunsch!

Wir hatten Kontakt zu Freikirchlern und Baptisten, die Kindertaufe ablehnen. Andererseits ist mein Glaubensvorbild ein überzeugter Kindertäufer. Was tut man also als Christ, der nach Gottes Weg sucht. Wir haben die Bibel nach Hinweisen durchforscht, wir haben uns Taufliteratur besorgt, ich habe Befürworter und Taufgegner interviewt und alle Argumente gesammelt. Und zuerst wurden die Fragen immer mehr:

  • Wurde Kindertaufe schon zu Zeiten von Petrus und Paulus praktiziert ?
  • Ist Taufe heilsnotwendig?
  • Kann man die Taufe einer Entscheidung für Jesus vorwegnehmen, und die Entscheidung nachreichen (Konfirmation)?
  • Wenn Kindertaufe falsch wäre, müsste ich mich dann nochmals taufen lassen ?

Die Fülle der Argumente für und gegen Kindertaufe findet Ihr im folgenden. Die Entscheidung, was Eures Erachtens richtig ist, müsst Ihr aber schon selber fällen.

 

 

 

Wofür eigentlich ?

Was bedeutet Taufe eigentlich? Welche Bedeutung hat Taufe in der Bibel? Da beginnen schon die ersten Überraschungen: Es gibt ganz unterschiedliche Taufen im Neuen Testament.

Das Wort Taufe (bapto oder baptizo) bedeutet eintauchen, untertauchen. Durch Taufbecken, die man in alten Kirchen fand, konnte man erkennen, dass die Taufe ursprünglich durch Untertauchen vollzogen wurde.

Welches war die erste Taufe, von der berichtet wird? Johannes der Täufer vollzog eine:           Taufe der Buße!

 

 

 

Die Taufe der Buße

    Matthäus 3 1 In jenen Tagen aber kommt Johannes der Täufer und predigt in der Wüste von Judäa 2 und spricht: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen. 3 Denn dieser ist der, von dem durch den Propheten Jesaja geredet ist, der spricht: `Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Pfade! 4 Er aber, Johannes, hatte seine Kleidung von Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber waren Heuschrecken und wilder Honig. 5 Da ging zu ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Umgegend des Jordan; 6 und sie wurden von ihm im Jordan getauft, indem sie ihre Sünden bekannten. 7 Als er aber viele der Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen? 8 Bringt nun der Buße würdige Frucht; 9 und denkt nicht, bei euch selbst zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater; denn ich sage euch, dass Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag. 10 Schon ist aber die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 11 Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin; er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen; 12 seine Worfschaufel ist in seiner Hand, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.

Wichtig an dieser Taufe der Buße sind folgende Punkte:

  • Jeder, der sich von seinem Bußruf getroffen fühlte und umkehren wollte, kam selbst zu ihm. Keiner wurde gebracht.
  • Eine innere Umkehr (Buße) ging der Taufe voraus
  • Die Taufe selbst war ein äußeres Zeichen, durch das der Täufling zum Ausdruck brachte, dass ihm seine Sünden leid tun, dass er auf den Messias wartet und für sein Kommen bereit sein möchte.
  • Auch Jesus ließ sich von Johannes taufen, obwohl er ohne Sünde war. Er solidarisierte sich hier mit den sündigen Menschen, siehe Mt 3,13-17
  • Die Taufe Jesu diente auch zu seiner Identifizierung als Gottes Sohn, siehe Joh 1, 32-34
  • Johannes taufte viele Menschen, aber er taufte nicht diejenigen, die nur neugierig und selbstgerecht zu ihm kamen, siehe Joh 1,19-28
  • Die Taufe ist nicht für jedermann
  • Es wird nicht berichtet, dass er auch Kinder taufte

Johannes hatte eine wichtige Aufgabe und eine hohe Stellung im Reich Gottes. Von ihm wird schon zur Zeit der Propheten berichtet . (Mal 3,1 und Jes 40,3) Er war der Wegbereiter Jesu, Durch seinen Bußruf und seine Taufe wurden die Herzen vieler Menschen erst vorbereitet auf Jesus. Jesus selbst schätzte ihn. ( Luk 7,28 )

Johannes Auftrag war jedoch mit dem öffentlichen Auftreten Jesu erfüllt. Außerdem wurde er ja bald danach umgebracht. Wie ging es dann weiter mit der Taufe? Nach Jesu Auferstehung gab Jesus selbst den Taufbefehl an seine Jünger.

 

 

 

Der Taufbefehl

Jesus selbst hat nach seiner Auferstehung zur Taufe aufgerufen:

    Mt 28 19 Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, indem ihr diese tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, 20 und sie lehrt alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.

Dieser so genannte Missionsbefehl ist das Gebot, Nachfolger zu "machen". Dabei soll man erstens Jünger auf den Namen des dreieinigen Gottes taufen und zweitens sie in der Lehre Jesu unter weisen. Dabei ist die Reihenfolge der eigentliche Streitpunkt. "Erst Taufe und später Unterweisung" oder "Erst Verkündigung der Frohen Botschaft, die Buße zur Folge hat und dann Taufe"?

Zur Zeit der Apostel und der ersten Urgemeinde wurde der Missionsbefehl folgendermaßen verstanden: Der Glaube stand im Vordergrund, wer aber glaubte, ließ sich auch selbstverständlich taufen. Nach der Pfingstpredigt von Petrus in Jerusalem fragten die Leute ihn, was sie denn nun tun sollten. Petrus antwortete, dass sie Buße tun und sich taufen lassen sollten. Apg 2, 37-38

    Apg 2 41 Die nun sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen; und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan.

Dadurch wurden ihnen ihre Sünden vergeben und sie erlangten den Heiligen Geist. Umkehr zu Gott und Taufe gehörten für Petrus untrennbar zusammen. Die Geschichte, die erzählt, wie Philippus dem Kämmerer aus Mohrenland das Evangelium brachte Apg 8, 26-40, ist ein gutes Beispiel für den engen Zusammenhang zwischen Glaube und Taufe.

Der Kämmerer glaubte der Heiligen Schrift und ließ sich gleich darauf taufen. Das ist nur ein Beispiel von vielen die zeigen wie eng damals Glaube und Taufe zusammenhingen. Auch zur Verkündigung des Evangeliums gehörte unmittelbar die Verkündigung des Taufbefehls. Denn wie sonst hätte der Kämmerer nach der Taufe verlangen können, wenn Philippus ihm nichts davon gesagt hätte?

Dass das ewige Heil nicht von der Taufe, sondern vom Glauben abhängt, bestätigt Jesus selbst:

    Mk 16 16 Wer gläubig geworden und getauft worden ist, wird errettet werden; wer aber nicht gläubig geworden ist, wird verdammt werden. 

 

 

 

Taufe mit Wasser und Geist

Unter Taufe versteht man normalerweise die Wassertaufe. Die Bibel spricht aber auch von einer Taufe mit dem Heiligen Geist. Das bedeutet einfach, dass ein Mensch nur durch den Heiligen Geist wirklich an Jesus Christus glauben und ihn den Herrn nennen kann.

    1.Korinther 12 3b ... und niemand kann sagen: Herr Jesus! außer im Heiligen Geist.

Dieses gläubig werden beinhaltet praktisch den Empfang des Heiligen Geistes. Die Jünger erhielten den Heiligen Geist erstmals und einmalig in dem beeindruckenden Ereignis an Pfingsten. Man kann dazu auch Taufe mit dem Heiligen Geist sagen. Durch diese Taufe werden wir Glieder am Leib Christi. (1. Kor 12,13)

Dann folgt als Zeichen dafür eben die Wassertaufe, die auch ein Symbol ist für:

    die Eingliederung in eine christliche Gemeinde (in der Regel die Ortsgemeinde) ist. Die Taufe ist deshalb ein bedeutsamer Schritt. Der Glaube ist nicht sichtbar, aber mit der Taufe tritt der Gläubige an die Öffentlichkeit. Sie ist verbindlich und hat Konsequenzen, ein stückweit auch zu vergleichen mit einer Hochzeit.

    den Gehorsam. Jesus hat die Taufe geboten. Deshalb ist es für den Glaubenden auch ein Schritt des Gehorsams, sich taufen zu lassen. (Joh 14,15)

    die Entscheidung. Die Taufe kann außerdem auch eine Entscheidungshilfe für einen jungen Christen sein, ein bewusstes Loslassen vom alten Leben. Man ist durch den Glauben eine neue Kreatur, wiedergeboren, oder um die Bibel zu zitieren: "siehe, es ist alles neu geworden". Vielleicht gibt es deshalb so viele laue Christen, weil diese bewusste Trennung vom alten Leben nie richtig stattgefunden hat.

 

 

 

Paulus und Petrus zum Thema: Taufe

Auch Paulus und Petrus haben etwas zur Taufe zu sagen. Paulus sagt, dass die Taufe ein Symbol ist für das, was Jesus für uns tat.

    Römer 6 3 Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? 4 So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.

Er wurde für uns gekreuzigt und ist als erster von den Toten auferstanden. So ist das Untertauchen ein Bild dafür, dass unser alter Mensch gestorben ist. Dabei ist das Wasser ein Symbol für Gericht und Tod. Mit dem Auftauchen kommt ein neuer Mensch zum Vorschein, ein "gerechtfertigter Sünder", der aber nicht mehr in der Sünde seines bisherigen Lebens weiterleben soll. Denn sie ist ja "abgewaschen".

Die Erlösung geschah nicht durch die Taufe, aber die Taufe demonstriert, was in der Erlösung geschehen ist: Wir sind durch Jesu Tod von unseren Sünden befreit, sie sind sozusagen von uns abgewaschen, und wir kommen gereinigt aus der Taufe hervor. Ein neuer, "sauberer" Mensch steht da. Dafür ist die Taufe ein Bild.

Dass Gott unsere Sünden abwaschen will, sagt auch schon das Alte Testament.

    Jes 1 18 Kommt denn und lasst uns miteinander rechten! spricht der HERR. Wenn eure Sünden rot wie Karmesin sind, wie Schnee sollen sie weiß werden. Wenn sie rot sind wie Purpur, wie Wolle sollen sie werden.

Petrus weist meiner Ansicht nach mehr auf den Aspekt hin, dass wir mit der Taufe nicht plötzlich keine Sünder mehr sind, sondern er sagt, die Taufe sei "die Bitte um ein gutes Gewissen" in und durch Jesus Christus.  1. Petr 3,21  

Die normale Reihenfolge zur Zeit des Neuen Testaments war also:

          • Verkündigung der frohen Botschaft
          • Vom Heiligen Geist gewirkter Glaube
          • Sündenerkenntnis und Umkehr
          • Vergebung und Erfahrung der Erlösung
          • Taufe
          • Leben als Christ

Die einzige Voraussetzung für die Taufe ist also der Glaube. Und der Glaube ist kein Werk, das wir Gott bringen müssten, sondern ein Geschenk von Gott selbst.

 

 

 

Jesus und die Kinder

Wenn im neuen Testament die Rede ist von Kindern, dann nicht im Zusammenhang mit Taufe. Jesus herzte die Kinder, legte ihnen die Hände auf und segnete sie

    Mk 10,13. 13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrührte. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als aber Jesus es sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen! Wehrt ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird dort nicht hineinkommen. 16 Und er nahm sie auf seine Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie.

Er sagte, dass Kindern das Reich Gottes gehört, obwohl sie nicht getauft waren und er sie auch nicht taufte. Jesus war also nicht besorgt um das Seelenheil der ungetauften Kinder. Das kann ein weiterer Hinweis darauf sein, dass unser Heil nicht von der Taufe abhängt. Es ist natürlich wahr, dass die Taufe von Säuglingen und Kindern nicht ausdrücklich verboten wird, aber es ist im NT ja auch nicht die Rede vom Papst, von der Marien- und Heiligenverehrung usw. Die Bibel kann nicht zu Dingen Stellung nehmen, die erst im Laufe der Kirchengeschichte eingeführt wurden. Wir müssen also versuchen uns selbst ein Bild zu machen, was wohl im Sinne Gottes ist.

Aber gab es im Neuen Testament nicht Haustaufen? Also Taufen, in denen Kinder selbstverständlich mitgetauft wurden?

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