Beam me up ...
Auf einem Außenplaneten stehen die ziemlich mitgenommenen Besatzungsmitglieder der U.S.S. Enterprise in Ihren Pyjama-Uniformen. In der Regel sind es am Schluss einer Folge nur noch Kirk, Pille und Spock. Die anderen Statisten, waren schon im Moment der Zuteilung zum Außenteam zum Tode verurteilt, weil kaum einer, der nicht zur Brücke gehört, jemals den Trip überstanden hat! (So ist das halt in TV-Serien!)

Dann der entscheidende Moment: Kirk klappt mit einem Schlenker seiner rechten Hand ein Handy auf (1970 sagte man noch “Communicator”), hält es sich vor den Mund und sagt die magischen Wort zu seinem Bordingenieur Scott, der an Bord der U.S.S. Enterprise im Orbit kreist: “Beam me up, Scotty!”

Dann passiert das, was für jeden Fernsehgucker von klein auf längst Realität geworden ist. Vor seinen Augen beginnen die drei Personen sich langsam aufzulösen, während Scotty drei Schieberegler auf seinem Instrumentenpult nach unten zieht. Und da erscheinen die drei Personen langsam auf der Enterprise!

Gibts nicht? Gab es nie? Da bin ich aber ganz anderer Meinung. Ich glaube, dass die Himmelfahrt Jesu in Wirklichkeit etwas ganz ähnliches war! Himmelfahrt ist eh etwas sehr seltsames. An Ostern macht man sich viele Gedanken über Kreuz und Auferstehung. Mit Pfingsten haben die meisten schon Schwierigkeiten, aber was geschah eigentlich an Himmelfahrt? Grund genug sich mal damit zu beschäftigen:

 

Der Bericht von der Himmelfahrt
Der Bericht von Himmelfahrt kommt von Lukas, einem Heidenchristen aus Antiochia, Freund und zeitweiliger Reisegefährte von Paulus. Seine beiden Bücher, das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte sind ein "Doppelwerk", sie gehören zusammen, wobei sich sein Evangelium wie die anderen Evangelien auch mit Jesu Leben, Lehre und Sterben beschäftigt und die Apostelgeschichte, wie der Name schon sagt, von der Zeit der ersten Christuszeugen, der Apostel handelt. Sie richtet sich auf die Taten und Handlungen der ersten Zeugen Jesu.

Was heißt eigentlich “Apostel” ?

    "Apostel", Vorkämpfer, Verkünder einer neuen Lehre;
    griech: apostolos - apo:
    von, weg stellein: senden.

Die Apostel sind für die Christenheit die zuverlässigsten Zeugen von Jesus, seinen Taten und seiner Verkündigung.

Beide Werke, Das “Lukasevangelium” und die “Apostelgschichte” hat Lukas einem gewissen Theophilus gewidmet, einem Mann, der wohl mit der Verbreitung der Bücher beauftragt war, sozusagen sein Verleger. Wenn Theophilus die Mittel hatte, die beiden Bücher zu verbreiten, war er wohl recht vermögend, außerdem war er schon "in der Lehre unterwiesen", also wahrscheinlich schon Christ. (Siehe auch Lukas 1,1-4)

40 Tage
Die ersten drei Verse der Apostelgeschichte sind, wie auch der Anfang des Lukasevangeliums, eine Einführung in das jeweilige Buch und eine Widmung an Theophilus.

    Apostelgeschichte 1 1 Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und lehrte 2 bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den heiligen Geist Weisung gegeben hatte. 3 Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.

Was geschah eigentlich zwischen der Auferstehung Jesu und seiner Himmelfahrt? Lukas erzählt kurz in der Apostelgeschichte, was zwischen Ostern und Himmelfahrt passiert war. In Apg 1,3 erfährt man eine einmalige Neuigkeit, nämlich dass Jesus als Auferstandener 40 Tage bei den Jüngern war.

An was für biblische Ereignisse erinnert die Zahl 40 noch?

  • 40 Tage und Nächte prasselte die Sintflut herab
  • 40 Tage war Mose auf dem Berg Sinai und empfing Gottes Gebote
  • 40 Tage zogen die Kundschafter ins gelobte Land
  • 40 Jahre irrte das Volk Israel in der Wüste umher
  • 40 Tage erhielt Ninive zur Buße
  • 40 Tage fastete Jesus in der Wüste...

In den 40 Tagen seiner Auferstehung bis zur Himmelfahrt sind die Jünger dem Auferstandenen persönlich begegnet und wurden von ihm unterrichtet. In diesen Tagen macht Jesus wohl den Jüngern die Heilige Schrift verständlich (siehe auch bei den Emmaus-Jünger) und förderte ihr Verständnis für das Reich Gottes. Vieles verstanden die Jünger nämlich erst im Nachhinein:

    Johannes 12 16 Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so mit ihm getan hatte.

In Vers 4 und 5 befiehlt Jesus seinen Jüngern, solange in Jerusalem zu bleiben, bis die Verheißung der Taufe mit dem Heiligen Geist erfüllt wäre.

    Apostelgeschichte 1 4 Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt; 5 denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.

Die Jünger erwartet also eine neue Taufe, nämlich die Taufe mit dem heiligen Geist. War das etwas neues? Nein, denn schon Johannes der Täufer wußte, dass seine Wassertaufe nicht die letztgültige ist, sondern dass irgendwann eine Taufe mit dem Heiligen Geist folgen würde. 

    Matthäus 3 11 Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, ihm die Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen.

Eine neue Zukunft bricht an ... ?
Nun war es fast soweit. Die Jünger verbanden in ihrer Gedankenwelt die Verheißung der Geistausgießung in Jerusalem automatisch mit der Hoffnung auf die Wiederaufrichtung des Großreichs Israel, ohne römische Vorherrschaft, so wie zu Zeiten Davids. Jerusalem wurde schon zu dieser Zeit als "Nabel der Welt", als Ausgangspunkt aller weltbewegenden Veränderungen gesehen. So irdisch waren also die Hoffnungen der Jünger immer noch! Hatten sie überhaupt etwas in Jesu 40-tägiger Intensivschulung vom Reich Gottes verstanden?

Jesus weist ihre Neugierde, ihr "in die Zukunft blicken wollen" in die Schranken: "Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde..."

    Apostelgeschichte 1 6 Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr , wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? 7 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat;

Nicht berechnen, sondern bereit sein
Nicht berechnen, sondern bereit sein sollen die Nachfolger Jesu, wenn er kommt. Denn Gott lässt sich von uns Menschen auf keinen Termin festlegen, auch wenn dazu schon viele Versuche unternommen wurden. Wir sollen die "Zeichen der Zeit" zwar beachten, aber nicht benutzen. Nutzen sollen wir aber die Zeit bis zu Jesu Wiederkunft, denn es ist von Gott geschenkte Zeit, Gnadenzeit für die Verkündigung des Evangeliums.

    Apostelgeschichte 1 8 aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.

In Vers 8 wird ihnen die Kraft des Heiligen Geistes zugesagt ("dynamis"), weil sie und auch wir den Glauben aus eigener Kraft nicht machen können. Außerdem lieferte Vers 8 mit ihrem "in Jerusalem, ganz Judäa und Samarien bis an das Ende der Erde" Lukas, dem Verfasser, einen Aufriß für die gesamte Apostelgeschichte in dreifacher Hinsicht:

  1. geographisch: die ersten Kapitel der Apostelgeschichte spielen in Jerusalem, dann weiter in Samaria und den Küstenstädten Syriens, bis schließlich zum Zentrum des römischen Imperiums hin, Rom.
  2. personell: anfangs handelt die Apostelgeschichte von Petrus in Jerusalem, dann mehr und mehr von Paulus
  3. theologisch: erst geht es um die Gewinnung der Juden, dann um Mission unter Halbjuden, den Samaritern bis hin zur Heidenmission.

Bis an das Ende der Erde
Dachte der gebildete Lukas denn, dass Rom das Ende der damaligen zivilisierten, bevölkerten Welt sei? Wohl kaum. Aber Paulus Missionsstrategie war es, erst in der Hauptstadt einer Gegend eine Gemeinde zu gründen, die dann mehr oder weniger von selbst in der Umgebung "Ableger" gründet. So kann Rom auch als die Hauptstadt eines riesigen Reichs für die Gewinnung vom Rest der Welt stehen, getreu dem Grundsatz: "Wer die Hauptstadt hat, hat das ganze Reich"

Zeuge sein
Der Auftrag, den Jesus den Jüngern erteilt, war damals und ist heute derselbe: Wir sollen “Zeuge” sein. Und es gilt “Nur wer selbst überzeugt ist, kann andere überzeugen.” Jesu letzte Aufträge an seine Jünger waren also:

WARTEN - EMPFANGEN - BEZEUGEN

 Beam me up, Daddy
Was dann geschieht ist so unglaublich wie die Auferstehung, so dass Christen durch die Jahrhunderte die seltsamsten Vermutungen anstellten, was denn eigentlich geschehen ist

    Apostelgeschichte 1 9 Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.

Seine Himmelfahrt selbst erregte immer wieder Anstoß. Manche berechneten allen Ernstes Jesu Aufstiegsgeschwindigkeit, andere hielten mit Fernrohren im Weltall nach ihm Aussschau. Ich denke aber, dass ein S.E.T.I. Projekt hier nicht angebracht ist, denn dann würde der Text falsch verstanden.

Die Wolke
Die Himmelfahrt Jesu war aber kein naturwissenschaftliches Ereignis, sondern ein theologisches. Der Schlüsselbegriff ist Wolke. Sie verhüllte im Alten und Neuen Testament immer wieder Gottes Herrlichkeit. Im AT ging Gott zum Beispiel seinem Volk in einer Wolkensäule voraus.

    2.Mose 16 10 Und als Aaron noch redete zu der ganzen Gemeinde der Israeliten, wandten sie sich zur Wüste hin, und siehe, die Herrlichkeit des HERRN erschien in der Wolke.

Im Neuen Testment spricht Gott bei der Verklärung Jesu aus einer Wolke heraus zu den Jüngern. 

    Matthäus 17 5 Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!

Bei seiner Wiederkunft wird Jesus in einer Wolke kommen. 

    Lukas 21 27 Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.

Wenn an Himmelfahrt also eine Wolke Jesus aufnimmt, dann bedeutet das, dass ER von einem Augenblick auf den anderen in Gottes Herrlichkeit einging. Den Jüngern blieb nur, hinterherzustarren, so wie wir als Leser des Berichts auch nur zuschauen können, vielleicht erst mal verständnislos.

    Apostelgeschichte 1 10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. 11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

Die Agenten
Doch in diesem Moment, wo die Jünger wieder alleingelassen werden, schickt Gott seine Sonderbotschafter aus, zwei Männer in weißen Kleidern, von denen man sofort weiß, dass es Engel sind. Wann tauchen sonst noch Engel auf?

Immer in besonders wichtigen Situationen, wie der Ankündigung von Jesu Geburt und bei seiner Auferstehung. Ihre Botschaft weist immer in die Zukunft hin, sie lässt den Empfänger nicht beim Alten.

    Apostelgeschichte 1 12 Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der heißt Ölberg und liegt nahe bei Jerusalem, einen Sabbatweg entfernt. 13 Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus. 14 Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

Das Bodenpersonal
Dann kehrten die Jünger wieder um nach Jerusalem und trafen die Jüngerinnen Jesu im "Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten" V. 13. Anstatt gleich im ersten Eifer loszustürmen in den Tempel und an die öffentlichen Plätze zum Missionieren, treffen sie sich zuerst im Stillen zum gemeinsamen Gebet.

Lukas ist es wichtig, an dieser Stelle des Beginns der christlichen Mission noch einmal alle Namen der Nachfolger Jesu aufzulisten. Hinter jedem Namen steht eine Person mit eigener Geschichte, von der man aus der Bibel mehr oder weniger erfährt. Doch bevor es so richtig losging mit dem "Menschenfischen" tat Gott erst noch das Seine dazu: ER gab ihnen seinen Heiligen Geist mit auf den WEG - an Pfingsten. Back

Von Petra: Auslegung nach Edition C: Apostelgeschichte von Heinz-Werner Neudörfer